Absolventin Sara Dahme – Ein Gespräch in der Sammlung Fröhlich



Give it a try: CROSS OVER low and high
Josef Froehlich zählt zu den Großen der internationalen Sammlerszene, doch sein privates Kunstge- bäude auf dem Gelände der gleichnamigen Maschinenfabrik in Leinfelden gibt sich in unaufgeregt minimalistischer Architektur bescheiden und vereint pragmatisch mehrere Zwecke: Unter einem Dach befinden sich Magazin und Präsentationsfläche für rund 300 Werke zeitgenössischer Künstler sowie ein repräsentativer Videokonferenzraum des Unternehmens. Das halb öffentliche Haus ist zwar nach Anmeldung für Besucher offen und bietet jeden zweiten Montag im Monat kostenlos eine Führung, versteht sich aber nicht als Museum.
Es gibt keinen Bildungsauftrag und kein gesellschaftspolitisches Interesse, hingegen alle Freiheiten, Kunst wahrzunehmen. So verfolgt eine neue Reihe, die seit Juni jeden dritten Mittwoch im Monat läuft, auch nicht klassische Kunstvermittlung, sondern hat informelles und experimentelles Format: Etablierte Kunst inmitten bodenständiger Industrie wird Gegenstand interdisziplinärer Gespräche voller Improvisation und publikumsnah, angeführt von Sara Dahme: »Sara Dahme trifft...« Gäste aus verschiedensten Kontexten, um jeweils andere Blickwinkel auf die erste Sonderausstellung anzuregen.
Die Hängung, die Josef Froehlich anlässlich seines 80. Geburtstags arrangiert hat, bietet mit rund 30 Arbeiten vielerlei Ansatzpunkte. Bruce Nauman und Damien Hirst, der amerikanische Existenzialist und der Pionier der Young British Artists, werfen basale Menschheitsfragen auf Leben, Liebe, Todund finden konzeptionell und ästhetisch herausfordernde Antworten.
Zum Auftakt kam DJ Andreas Vogel mit einem mobilen Plattenspieler, um mit Sara Dahme die bislang weggelagerte oder als Leihgabe um die Welt gereiste Kunst aus ihrem lokalen Dornröschenschlaf zu wecken und vorzuführen, dass die Sammlung Froehlich kein heiliger Ort der Ruhe und Kontemplation ist, sondern bereit für den Versuch, sperrige Kunst über lautere Wege zugänglich zu machen.
Rainer Ganahl, Professor für Bildhauerei an der Akademie Bildender Künste Stuttgart, schlug in der Folge einen erfrischend exzentrischen Ton an, der das Publikum erst an die Grenzen des Erträglichen trieb, um dann im kollektiven Happening inspiriert zurück auf den gemäßigten Boden der Tatsachen zu holen.
Unerschrocken und diskursiv geht es weiter: Martina Grohmann, Intendantin des Theater Rampe, weckt das Potential der hermetisch verschlossenen Schläfer der Ausstellung. Nerv tötende Videos szenischer Sequenzen von Bruce Nauman etwa lassen sich wie Studien für die Arbeit auf der Bühne lesen. Was bedeutet Inszenierung? Wodurch baut sich eine spannungsgeladene Interaktion auf? Wie zeigt sich der Stoff des Theaters menschlicher Grundwiderspruch zwischen subtiler Gewaltbereit- schaft einerseits und Hoffnung auf Liebe und Zärtlichkeit andererseitsin der Bildenden Kunst?
Suite Substitute, das Neon von Bruce Nauman ist Programm: Auf dass Kunst Ersatz werde substitutefür Vieles, was im Alltag abgeht: Spiel, Geistesblitz, Sinn, Spaß, Erhabenheit, und das in Folge suite:
Harry Delgas, Film-/Medienkünstler, wagt ein interaktives Experiment zu Körper und Technik (21.10.); n.n. (18.11.); Samuel Walther, Kompositionsstudent der Universität Lübeck, nimmt den musischen Faden mit eigens zum Schaffen der ausgestellten Künstler komponierten Stücken auf (16.12.)...
Jeweils 1920.30 Uhr, Kohlhammerstraße 20, 70771 Leinfelden-Echterdingen Anmeldung über milena@sammlung-froehlich.de 

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