'Sie malen immer noch'
- Vier Positionen figurativer Malerei aus Leipzig und Stuttgart –
Sie kommen aus Leipzig und Stuttgart und haben an der HGB und der ABK studiert, Figürlichkeit ist ihr Programm. Ob in der meditativen Beobachtung von Alltagsgegenständen oder der Darstellung medialer Reizübersättigung, ob im diffus Transformatorischen oder im spielerischen Realismus – sie setzen auf die Malerei als verlässliche Konstante und Antwort auf die allgemeine Medienüberflutung. Eine Ausstellung von Volker Kaufmann, Robert Matthes, Alexander König und Hendrik Voerkel in der Galerie Hausgeburt.
In Volker Kaufmanns Bildern geht es um die Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen als Spuren menschlichen Daseins im Raum. Die Gegenstände und unser Bezug zu ihnen sagen etwas über uns aus. In Anlehnung an Bildfindungsstrategien des 19. Jahrhunderts beobachtet er Dinge oder Zufallsarrangements über Monate im Atelier und bearbeitet sie oft in Bilderserien. Die ungewohnte Zusammenstellung von Gegenständen und die gelegentliche Einbeziehung von historischen Bildausschnitten erzeugt bildnerische Verwirrspiele, die sich oft erst beim zweiten Hinsehen als zeitgenössisch entpuppen.
Triviale Gegenstände, Piktogramme und Symbole unserer Alltagswelt tauchen herausgelöst aus ihrem gewohnten Kontext in sonderbaren, grotesken Beziehungsgeweben wieder auf. Dabei ist der durch die Kommunikationswelt manipulierte, träge und übersättigte, zum Opfer gewordene Mensch ein zentrales Thema in diesem modernen „Schlaraffenland“. Mal naturalistisch malend, mal ganz mit Mitteln der Street Art agierend, verleiht
Robert Matthes seinen Bildern gerade durch diese Widersprüche einen besonderen Reiz. Allerhand Protagonisten unserer Zeit wie seelenlose Politiker, Zeichentrickfiguren, Tiere oder fiktionale Charaktere werden zu Statisten eines tagtäglich von Dauerbeschallung und Bilderflut überfrachteten Parcours.
Alexander Königs Bilder bleiben auf ungewöhnliche Weise in einem ambivalenten Stadium zwischen Erzählerischem und reiner Malerei. Seine scheinbar idyllischen Bildfindungen, die Leichtigkeit seiner Motive aus Märchen, Mythologie und Sage ist durchzogen von einem dunkeltonigen mystischen Tenor. Seine spezifische Technik des expressiv-gestischen Malens ermöglicht ihm, Bildmotive aus der Malerei zu entwickeln, wie die Malerei selbst aus seinem Umgang mit den Motiven. Angesiedelt an der indifferenten Schnittstelle zwischen Bild und seiner Auflösung bewegen sich Königs Arbeiten in einem diffusen emotionalen Zustand der Transformation und werfen existentielle Fragen nach dem Zustand des Menschlichen auf.
Bei Hendrik Voerkel geht es um das Bild der globalisierten Stadt. In Anlehnung an die global austauschbare Architektur unserer Zeit eliminiert die dick mit Malspachtel aufgetragene Ölfarbe den individuellen Pinselduktus. Beinahe spielzeughaft wirkende Gebäude ohne spezifische geografische oder historische Verortung formen urbane unbevölkerte Landschaften mit deren Tauglichkeit als Lebensraum sich der Betrachter auseinander setzen kann.
1.4. 19.00 Uhr Vernissage, Einführung: Steffen Osvath mit den Künstlern
2.4. 19.00 - 2.00 lange Nacht der Museen
3.4. 15.00 - 19.00 Kaffee mit den Künstlern, ein Gespräch über das Entstehen ihrer Arbeiten
Öffnungszeiten: Sa 9.04. / 16.04. / 23.04. / 30.04. jeweils von 15.00 bis 19.00 Uhr
Galerie Hausgeburt
Innerer Nordbahnhof 3
70191 Stuttgart
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